Für alle, die sich gerade wieder über laute Nachbarn aufgeregt
haben, hin und wieder den Sinn oder Unsinn neumoderner Technik kritisch
hinterfragen oder einfach nur Fragen zu Gott oder Aliens haben, ist dieses Buch
wohl geschrieben worden. Horst Evers hat dies hervorragend bewerkstelligt. Das
Buch hilft ungemein, den Alltag nicht zwingend verstehen zu müssen, um
glücklich zu sein. Mitunter hilft, einfach darüber zu lachen.
Wer schon einmal “Den witzigsten Vorleseabend der Welt“
genossen hat, dem wird der Autor dieses Buches bekannt vorkommen. So erging es
mir bei diesem Spontanbuchkauf. Und schon allein der Titel spricht mir
persönlich aus der Seele.
Sein Beispiel, das es selten ratsam ist, auf stolz von
werdenden Vätern gezeigte Ultraschallphotos EHRLICH zu antworten, belegt
folgendes Zitat:
„Kaum zu glauben, dass dieser kleine Knopf in gut sechzehn Jahren schon bekifft und besoffen über der heimischen Kloschüssel hängen wird.“
(„Ooch das sieht derzeit doch eher aus wie ein Wurm.“, kommt
auch nicht so gut an, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Man möge
mir mein in Bezug auf 3D-Ultraschallphotos ungeschultes Auge verzeihen.)
Sehr amüsant fand ich auch die Geschichte „Gutenberg 2.0“.
Es geht um Ebook-Reader und als frischgebackene Reader-Besitzerin kommen seine
Argumente gegen ebendieses Gerät gerade richtig, da ich selbst diesem Gerät anfänglich
mit großer Skepsis begegnete. Gedruckte Bücher habe ich selbstredend auch zur Genüge
(sonst würde ja auch ein Wohnungsumzug zu langweilig werden ;o)). Er beschreibt
die Signalwirkung eines gedruckten Buches, was da über den Leser aussagt:
„Seht her, ich bin jemand, der liest, ein kluger Kopf, ich kann lesen, ich lese, ich lese, seht alle her, ich lese, hoho!“
Da wird aus einer jungen hübschen Frau am Nachbartisch im
Café schnell eine junge, intelligente, hübsche Frau weil sie bespielsweise
Proust‘ „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ liest. Vielleicht war es aber
auch nur Harry Potter mit anderem Schutzumschlag, man wird es nicht erfahren.
Wohlformulierte Sätze sucht man indes vergebens. Horst Evers
schreibt schlichtes Alltagsdeutsch, was mich persönlich nicht unbedingt anspricht,
hat man dieses Vergnügen schließlich tagtäglich verbal um sich herum. Mich
selbst nehme ich da auch keineswegs aus. Im täglichen Geplapper des Smalltalks
kommen die meisten Sätze unvollkommen, ja teils unvollendet über die Lippen.
Leider werden unsere halbgaren Sätze nie als die „Unvollendeten“ zu
unerwartetem Glanze kommen und in die Geschichte eingehen, wie manch Musikstück
mit gleichem Bestimmungswort.
Fazit: Ein Buch zum Schlapplachen über den ganz alltäglichen
Wahnsinn der sich Leben nennt.
Hi,
AntwortenLöschenIch bin auch kein Fan von Alltagssprache in Büchern. Manche halten das für cool aber ich finde es wirkt häufig etwas lächerlich und langweilt schnell. Mir war auch so als wäre Dennis Scheck auch nicht so begeistert gewesen und tatsächlich habe ich das Zitat wieder aufgetrieben:
Dennis Scheck über „Horst Evers: Für Eile fehlt mir die Zeit"
„Programmierbare Kaffeevollautomaten, Wecker mit Schlummertastenfunktion, verwirrende Wahlmöglichkeiten an Bahnhofsimbissen: die Gegenstände, auf die Horst Evers seinen vom Hölzchen-aufs-Stöckchen-Humor anwendet, entstammen häufig den alltäglichen Überforderungen der Moderne. Vielleicht liegt deshalb so etwas Greisenhaftes über dieser Komik. Wegen Büchern wie diesem ist der deutsche Humor international gefürchtet.“
Nun ja, der wird wohl auch kein Fan mehr…. Böse Ironie daran ist nur das er das nächste Buch, unter Erfolgsvorbehalt natürlich, trotzdem lesen muss.