Auf diesen Roman bin ich durch einen
anderen Buchblog gestoßen. Das Thema ist für mich persönlich ein
sehr Spannendes, da es sich um Printmedien dreht und den Aufstieg und
Fall einer fiktiven Zeitung erzählt, die letztlich den Anschluss
hinsichtlich der Internet-Präsenz verpasst und dadurch schlichtweg
untergeht.
Klar strukturiert wurde dieses Buch vom
Autor, dass es einfach Spaß macht, abzutauchen. Man ist mittendrin
in der Zeitungsproduktion und durchlebt die Anfänge derselben in den
1950er Jahren und das beständige Treiben in der Redaktion. Jedes
Kapitel handelt von einem Mitarbeiter der Zeitung und bekommt als
Abschluss einen Auszug aus der Zeitungschronik. Ein elegante
Mischung, wie ich finde.
Tom Rachman greift einige der
Blattmacher heraus, gewährt Einblick in ihr berufliches Umfeld. Er
zeigt mitunter herrische, launische und doofe Kollegenschweine, was
durch das Ineinandergreifen der Geschichten der anderen Kollegen noch
wunderbar untermauert wird. Und genau an der Stelle, an der man
glaubt, sich ein Bild über diese Person machen zu können, wischt er
die Tafel sauber und zeichnet das private Bild der jeweiligen Person,
was nicht selten konträr zur beruflichen Existenz steht.
Man findet beispielsweise
die beruflich emanzipierte Finanzredakteurin, die einem faulen
Taugenichts hinterherläuft – nur um nicht allein zu sein; einen
kleinkarierten Chefkorrektor, ein brillanter Kopf mit genialem
Gedächtnis, der nicht aus dem Schatten seines alten Jugendfreundes
heraustreten möchte, bis sich herausstellt das seine eigenen
Erwartungen an seinen Freund zu hoch respektive unbegründet waren.
Und eine Miss Buchhaltung, die sich mit dem Mann auf dem Bett ihres
Hotelzimmers wiederfindet, den sie einige Stunden zuvor entlassen
hat, nur um festzustellen, dass er sie, die da so halbnackt vor ihm
liegt, demütigen wollte.
Auch wenn der Titel „Die Unperfekten“
lautet, kann ich hier schreiben, dass es so ziemlich perfekt geworden
ist; was umso mehr erstaunt, da es sich um das Erstlingswerk des Autors handelt. Es mangelt an nichts – Humor, Boshaftigkeit, Melancholie,
Zynismus und Liebe – alles ist vorhanden.
„Aber ich will eigentlich darauf hinaus, dass der Tod missverstanden wird. Der Verlust des eigenen Lebens ist nicht der schlimmste Verlust. Es ist überhaupt kein Verlust. Für andere vielleicht, aber nicht für einen selbst. Aus der eigenen Perspektive betrachtet kommt einfach nur die Erfahrung zum Stillstand. […] Wovor ich wirklich Angst habe, ist die Zeit. Die ist der Teufel: Die peitscht uns vorwärts, wenn wir uns lieber räkeln würden, und dabei rennt uns die Gegenwart davon, wird ungreifbar, und plötzlich ist alles Vergangenheit, die nicht stillstehen will, die in all die unauthentischen Geschichten hinübergleitet.“
Dem habe ich nur noch folgendes hinzuzufügen: Prädikat „Äußerst Lesenswert!“
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