Dienstag, 10. Januar 2012

Daniel Suarez: Daemon



Was waren das noch für Zeiten als sich Menschen zum Zwecke der Verständigung Briefe geschrieben haben. Heute gehen wir schnell zu Facebook und lassen die Welt dran teilhaben, was wir grad mit wem machen. Jeder ist mit jedem vernetzt. Nicht nur auf der privaten Ebene kommunizieren immer mehr Menschen über das WorldWideWeb, auch die Firmen sind auf das Internet angewiesen. Egal ob der aktuellste Börsenwert oder nur eine E-Mail benötigt wird.
Genau mit diesem Phänomen setzt sich Daniel Suarez in seinem Thriller auseinander und erstellt eine mögliche Welt, die kaum erschreckender sein könnte ... und doch so real ist.




Inhaltsüberblick:
Joseph Pavlos und Chopra Singh, Angestellte der Firma CyberStorm Entertainment wurden ermordet. Mit den Ermittlungen betraut ist Detective Pete Sebeck. Da die Unfälle auf sehr ungewöhnliche Art und Weise geschehen sind, wird auch das FBI beauftragt den Fall näher zu untersuchen.
Sebeck erhält eines Morgens einen Anruf von einem Special Agent Boerner auf sein Handy, der ihm eine E-Mail avisiert. Es handelt sich um eine Videobotschaft von Matthew Sobol, dem ehemaligen Technischen Leiter von CyberStorm Entertainment und Multimillionär, der vor kurzem einem Gehirntumor erlegen ist.
Von Mr. Ross, einem Freelancer für IT-Projekte, erfährt Sebeck, dass der Auslöser des Anrufs ein so genannter Daemon ist. Ein Programm, welches - ähnlich einem Virus - Computer befällt und sich in kurzer Zeit rasend schnell verbreitet, wie bei einer Pandemie. Dieser Daemon soll auch verantwortlich sein für den mysteriösen Tod der beiden CyberStorm-Mitarbeiter.
Die Rolle seines Lebens spielt Brian Gragg, ein Computerspieler und professionieller Hacker. Er ist süchtig nach einem Egoshooter namens Over the Rhine (OTR), in dem er Jagd auf einen Oberstleutnant Boerner macht. Ist es ein Zufall, dass dieser deutsche Offizier genau so heißt wie der FBI-Agent, der Sebeck angerufen hat?
Wie kann ein Daemon Menschen töten und vor allem warum sollte er das tun? Kann ein Daemon theoretisch die Welt regieren?

Resumee:
Diese und viele weitere Fragen versucht Daniel Suarez auf über 600 Seiten zu klären. Dabei schafft er es sehr schnell, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Dieses typische "nur" noch ein Kapitel, ich muss wissen wie es weitergeht, lässt einen nicht mehr los. Dabei ist es auch hilfreich, dass die Kapitel zwischen 5 und 30 Seiten lang sind, sodass schnell ein Kapitel gelesen werden kann. Der Lesen muss einfach wissen, was hat der Daemon nun vor? Wie schafft er es, die Menschen so zu manipulieren? Eine spannender Blick in eine mögliche Welt, die einen Angst macht und einem zum Nachdenken anregt.

Kann ich das Buch deshalb zu 100 Prozent empfehlen?
Ich kann aber für mich sagen, ich habe es genossen und das Buch regelrecht verschlungen. Eine Tatsache, welche einen Seltenheitswert hat. Trotzdem gibt es nur ein klares Jaein. Warum nur ein Jaein? Der Leser muss einige Sachen mitbringen, um wie ich, so gut unterhalten zu werden. Ich werde mit Absicht nur auf die in meinen Augen nicht so guten Sachen eingehen. Wenn ihr mit denen auch nur halbwegs leben könnt, beommt ihr einen Thriller, der euch so gut unterhält wie schon lange nicht mehr.

1.
Der Leser braucht eine gewisse Affinität zur Technik. Sehr vorteilhaft ist es, wenn der Leser Vorkenntnisse im Bereich der Informatik hat. Meiner Oma würde ich das Buch nicht empfehlen, weil sie einen Teil des Buches einfach nicht verstehen würde. Hier ein Beispiel:
Graggs E-Mail enthielt ein vergiftetes JPEG des Brokerfirmenlogos. JPEGs waren komprimierte Bilddateien. Wenn der user die E-Mail ansah, startete das Betriebssystem einen Dekomprimierungsalgorithmus, um die Graphik anzuzeigen. Dieser Dekomprimierungsalgorithmus führte Graggs bösartiges Script aus und ließ ihn in das System des Users schlüpfen - gewährte ihm vollen Zugang. Es gab zwar einen Patch gegen diese Dekomprimierungsschwachstelle, aber ältere, wohlhabende Leute hatten in der Regel keine Ahnung von Sicherheitspatches.
Aber um etwas Angst zu nehmen, dieser Ausschnitt steht nicht für das gesamte Buch. Selber hacken muss man nicht können, aber es ist gut schonmal davon gehört zu haben.

2.
Die Charaktere bleiben blass. Auf den über 600 Seiten werden viele Charaktere eingeführt, sodass auch schnell der Überblick verloren gehen kann, wenn man eine Lesepause von 2 Wochen eingelegt hat.
Was ich aber nicht schlimm finde. Ich fand es aber schade, dassich mich nur mit einer Person im Buch echt anfreunden konnte und mit ihr mitgelitten und -gefiebert habe. Die anderen bleiben, wie erwähnt, blass bis austauschbar. Trotzdem schafft es Daniel Suarez fast immer, den Leser zu fesseln. Ich muss einfach wissen wie es weitergeht, auch wenn es mir leider relativ egal ist, ob Person X oder Y dabei umkommt.

3.
Ab Mitte des Buches bekommt man den Eindruck, dass der Autor bis zum Schluss niemals alles aufklären kann und es bestätigt sich dieser Eindruck. Es gibt einen zweiten Teil "Darknet" und wenn man wie ich wissen will wie das Buch ausgeht, was der Daemon noch anstellt etc, dann muss man es lesen. Für mich kein Nachteil, weil ich jetzt halt den zweiten Teil lese, für andere, die eine abgeschlsosene Handlung im Buch haben möchten ein großer Nachteil

4.
Das Buch wechselt sich immer wieder ab zwischen Actionszenen und ruhigen Teilen. In den Actionszenen geht es schon relativ blutig zu. Auch sind einige neue Waffen etwas weit hergeholt bzw. gar nicht umsetzbar (meines Wissens nach), aber dass hat mich nicht gestört. Die ruhigen Szene in der Buchmitte sind aber etwas gestreckt. Ich glaube dem Buch hätten 500 Seiten sehr gut gestanden und es hätte halt eine Person weniger vorgestellt, aber es wäre flüssiger zu lesen gewesen.

Abschlussfazit:
Ein spannender Thriller für alle.
Ein cooles Buch für alle Nerds und Hacker.
Ein Brainfuck für alle Verschwörungstheoretiker.
Militärfanatiker und Waffennarren könnten Spaß daran haben.
Ein erschreckendes Buch, was ist theoretisch schon heute möglich, für die übrigen.



5 Kommentare:

  1. Coole Rezension. Mir kommt einiges davon aus Snow Crash bekannt vor: Daemons, Hacker, Viren, die direkt Menschen infizieren, Action, Tech-Sprech, etwas zu flache Charaktere und das Buch hätte kürzer sein können.

    Aber wenn ich mal wieder Bock auf Cyber-Kost hab, werd ich mir den Suarez mal vormerken, vielleicht ist der was. :-)

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  2. Was geht ist auch möglich.Was geht wird ausgetestet.
    guter Roman ,auch teil 2 Darknet.
    ave Neopol

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  3. Drittes Buch von Suarez | Kill Dessison |

    Es geht, oder doch nicht?
    ave Neo Pol

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