Sonntag, 26. Februar 2012

H. G. Wells: Menschen, Göttern gleich

Mr. Barnstaple hat die Nase voll von seinem unbefriedigenden Leben und beschließt, eine Auszeit zu nehmen. Als er auf der Landstraße dahin fährt, verreißt sich das Lenkrad seines Wagens, er scheint eine durchsichtige Mauer zu durchbrechen und auf einmal findet er sich in einer komplett anderen Welt wieder. Dies ist eine parallele Dimension der Erde, auf der auch Menschen leben - allerdings sind diese Menschen in ihrer Entwicklung etwa dreitausend Jahre weiter.

Mittwoch, 22. Februar 2012

MandeLem'sche Gebilde

Ungefähr so muss sich Stanislaw Lem die Oberfläche von Solaris ausgemalt haben. Zumindest war das meine erste Assoziation beim anschauen dieser "3D-Mandelbrötchen".

Like in a dream from Jeremie Brunet on Vimeo.

"Sind die aus dem Abgrund hervorgesprudelten Geiser verfestigt oder auch zu dickwandigen, nach allen Richtungen verlaufenden Galerien und Gängen aufgebläht, und haben die "Häute" ein System einander schneidender Ebenen, Überhänge, Zwischendecken geschaffen, dann rechtfertigt die Symmetriade ihren Namen dadurch, daß jeder Ausgestaltung der gewundenen Durchlässe, Züge und Rampen im Bereich des einen Pols die in allen Einzelheiten getreue Anordnung am Gegenpol entspricht. [...] Diese Formation bildet - als Ganzes - die dreidimensionale Entwicklung irgendeiner Gleichung höherer Ordnung.
Bekanntlich kann man in der figürlichen Sprache der höheren Geometrie jede Gleichung ausdrücken und einen Körper aufbauen, der ihre Entsprechung bildet. So betrachtet, ist die Symmetriade eine Verwandte der Lobačevskijschen Kegel und der Riemannschen negativen Krümmungen, aber eine sehr entfernte Verwandte - auf Grund ihrer unvorstellbaren Verschlungenheit. Sie bildet die ein paar Kubikmeilen Raum einnehmende Entwicklung eines ganzen mathematischen Systems, wobei diese Entwicklung vierdimensional ist: denn auch durch die Zeit, durch zeitlich ablaufende Veränderungen sind wesentliche Koeffizienten der Gleichungen ausgedrückt."
(Quelle: Lem, S.: Solaris, S. 136f, 19. Auflage München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, Mai 2003)

Freitag, 17. Februar 2012

Michela Murgia: Camilla im Callcenterland

Dies ist der Bericht einer jungen Frau, Camilla, die einen Job im Callcenter der Kirby Coorporation annimmt und dort den typischen Telefonistinnen-Klischees begegnet. Natürlich sollen die Mitarbeiterinnen ihren Opfern durch hinterlistige Fragen und Irreführungen Termine für Probevorführungen aufschwatzen, natürlich ist der Kirby, den sie verkaufen, eine völlig überteuerte Höllenmaschine und selbstverständlich verdienen die Telefonistinnen alle einen Hungerlohn. Für jeden abgemachten Termin erhalten die Mädchen ganze fünf Euro Prämie und wer am Ende des Monats die meisten Termine abgemacht hat, kriegt eine "geheimnisvolle!" Sonderprämie obendrauf.
“Die Telefonistin, die die meisten Termine ausmacht, bekommt als Prämie eine Schachtel Schmelzkäse und acht Euro fünfzig brutto.” Irgendetwas sagt mir, dass das Wort ‘brutto’ an diesem Ort noch etwas anderes bedeutet als das Gegenteil von ‘netto’. Ich rieche Blut.

Montag, 13. Februar 2012

Stanislaw Lem: Sterntagebücher

Die Presse berichtete, Tichy habe sich jemandes Hilfe bedient, ja er habe nicht einmal existiert und seine Werke soll eine Einrichtung geschaffen haben, ein sogenannter “Lem”. Gewissen extremen Versionen zufolge soll “Lem” sogar ein Mensch sein. Nun weiß aber jeder, der sich  auch nur ein wenig mit der Geschichte der Kosmonautik befaßt hat, daß LEM die Abkürzung für die Bezeichnung Lunar Excursion Module ist, das heißt für den forschenden Mondbehälter, der in den USA im Rahmen des “Apollo-Projekts” (der ersten Landung auf dem Mond) gebaut wurde. [...] LEM war zwar mit einem kleinen Hirn (Elektronenhirn) versehen, doch diente dieses Gerät lediglich begrenzten Navigationszwecken und hätte nicht einen einzigen sinnvollen Satz schreiben können. (Vorwort)

Donnerstag, 9. Februar 2012

Antje Rávic Strubel: Sturz der Tage in die Nacht

Eine Liebesgeschichte im Sommer auf einer Ostseeinsel, so harmlos kann die äußere Wirklichkeit sein aber niemand kann für immer den Vorhang verschließen, ewig die Selbstlüge aufrechterhalten, endlos die Vergangenheit verleugnen, irgendwann bricht diese Idylle und stürzt in die Nacht. Das Böse im Menschen ist überall und zu allen Zeiten dasselbe, nur manchmal gibt es Zeiten und Orte an denen man es zu einfach hat, man es ungestraft herauszulassen kann, und wenn die Götter dann auch noch schlechten Humor beweisen kommt es zu Tragödien in Theben wie auf Stora Karlsö. Inzest, DDR, Naturschutz, Stasi, Adoleszenzprobleme 437 Seiten Parforcejagd durch brisante Themen.