Dienstag, 31. Juli 2012

Kazuo Ishiguro: Alles, was wir geben mussten

Ishiguros Zukunftszenario könnte grausamer und lebensverachtender kaum sein. Durch Forschungen und Weiterentwicklung der Technik ist es der Menschheit gelungen, die schlimmsten Krankheiten wie Krebs zu heilen. Allerdings braucht die Medizin dazu als Ausgangsmaterial komplette Organe von echten Menschen.
Um diese Nachfrage zu stillen, werden existierende Menschen geklont, also identische Replikate von ihnen hergestellt. Die Klone werden in speziellen Heimen versorgt bis sie ausgewachsen sind und anschließend ausgeweidet. Dies bedeutet den Tod für jeden Klon.
Mit Fug und Recht hätte Ishiguro die menschlichen Ersatzteillager auf die Barrikaden gehen, sie wahnsinnig werden lassen oder ihnen Racheglüste in die Köpfe pflanzen können. Doch er machte etwas ganz anderes - nämlich den menschlichsten und friedlichsten Roman, den man sich vorstellen kann.

Samstag, 28. Juli 2012

Philip K. Dick: Nach der Bombe

Stellen Sie sich vor, die Welt geht unter und die Menschheit hat keine Lust, ausgerottet zu werden. Was dann passieren könnte, darüber lesen Sie besser in einem anderen Buch.
Wenn Sie allerdings ein optimistisches Portrait des Menschen vor und nach dem Krieg erfahren wollen - auch wenn die Handlung nicht hundertprozentig realitätstauglich ist - könnte “Nach der Bombe” etwas für Sie sein.

Montag, 23. Juli 2012

Terry Pratchett: Die dunkle Seite der Sonne

Der junge Dom Sabalos steht kurz vor seiner Ernennung zum Vorsitzenden des Verkehrtherum - Direktoriums. An sich ist dies ist eine große Ehre die mit entsprechender Feierlichkeit nebst Kostüm und goldener Perücke einhergeht, jedoch hat man mit Mitte zwanzig auch noch einige andere Dinge im Kopf. Nein, nicht Frauen und Alkohol………Sondern die Suche nach den Jokern.

Sonntag, 15. Juli 2012

Xu Xing: Und alles, was bleibt, ist für dich

Dieses Buch ist durch schieren Zufall auf meinen Lesestapel gelandet. Bei einem kleinen Bummel durch die örtliche Buchhandlung entdeckte ich einen Stand voller angegrabbelter Restposten. Zwischen den vielen weniger attraktiven Quatschbüchern mit Krawalltiteln gab es doch hin und wieder einen ungewöhnlich klingenden Titel mit auffällig unauffälligen Coverbildern. Das Buch von Xu Xing hat mir auf Anhieb gefallen.
Spontankäufe machen total viel Spaß, habe ich wieder einmal festgestellt - und sind durchaus von Erfolg gekrönt, wie ich in diesem Fall verraten darf.

Freitag, 13. Juli 2012

David Foster Wallace: Unendlicher Spaß


Lange habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wie sich dieses Monument an schriftstellerischem Schaffen von David Foster Wallace in die kurzmöglichste Form fassen lässt. Ich bediene mich hierfür der Zusammenfassung des Übersetzers Ulrich Blumenbach, der dies in einem Satz bewerkstelligte:

Der junge Tennisspieler Hal Incandenza und der Ex-Junky und Ex-Kriminelle Don Gately werden in eine nationale Krise verstrickt in deren Verlauf Kanadische Separatisten und Terroristen versuchen die US-Amerikanische Gesellschaft zu destabilisieren, in dem sie einen Film der tödlich lustvoll oder komisch sein soll, ins Fernsehnetz einspeisen.

Dienstag, 10. Juli 2012

Ian McEwan: Solar

Professor Michael Beard, Leiter des Nationalen Instituts für alternative Energien in London hat mit Ende Zwanzig bereits das erreicht, was andere Forscher noch nicht einmal in einem ganzen Leben schaffen: Er hat den Physik-Nobelpreis erhalten für eine Erweiterung der Einstein-Theorie, die fortan respektvoll als Beard-Einstein-Theorem bezeichnet wird. Doch der Ruhm hat bei dem einst ambitionierten Jungforscher zu einem trägen, selbstzufriedenen Kerl werden lassen. Neue Forschungen betrieb er seither keine mehr. Dafür steigt sein Leibumfang von Jahr zu Jahr. Bereits vier Ehefrauen hat er im Laufe seines Lebens verschlissen und soeben geht die fünfte Ehe mit Patrica in die Brüche. Sie hat davon erfahren, dass Beard sie betrogen hat (wobei sie streng genommen nur ein Elftel der ganzen Wahrheit kennt) und sinnt nun auf Vergeltung: Gleiches mit gleichem.