Donnerstag, 5. Januar 2012

Peter Ustinov: Der alte Mann und Mr. Smith

Was passiert, wenn sich Gott und Teufel auf Erden treffen, um zu sehen, wie es um den Glauben an sie steht? Nunja, es verspricht eine amüsante Unternehmung zu werden.
Wen jetzt die Angst überkommt, dass an dieser Stelle eine langweilige Religionsgeschichte über eine Nomadenfamilie mit Kindlein und weihrauchschwenkenden Königen folgt, den kann ich beruhigen. Ich bin Atheist ;o)


Kaum auf Erden erschienen, nimmt das Unheil seinen Lauf. Der ursprünglich Plan, sich inkognito unter die Menschen zu mischen, beginnt zu scheitern mit dem Versuch, in einem amerikanischem Hotel mit selbstgemachtem Geld zu bezahlen. Sie werden der Falschmünzerei bezichtigt und werden, da sie der örtlichen Polizei ständig durch plötzliches Verschwinden entwischen, bald vom FBI gesucht.
Für das FBI ist die Sache indes klar: sie sind Agenten der Russen, die eine neue Technik der Fortbewegung, Individual Supersonic Location Exchange, testen. Getreu dem Motto, das Unwahrscheinliche durch etwas Unwahrscheinlicheres erklären und ihm einen hochtrabenden Namen geben.

Chief Eckhardt war ein gerecht denkender Mann. Gerecht denkend und rücksichtslos, das Spiegelbild einer Gesellschaft, in der sogar Gerechtigkeit von Terminen abhing und sogar ein vorschnelles Urteil besser war als peinlicher Zweifel, dem der Geruch von Unfähigkeit anhaftete.

Der Teufel Mr. Smith ist fasziniert vom Fernsehprogramm, entwickelt sogar Entzugserscheinungen und schläft ein, während eine Prostituierte sich abrackert, ihn scharf zu machen. Das ist hart – oder in diesem Falle eben nicht...
Von denen, die vorgeben, in Gottes Namen Gutes zu tun, ist wenig zu erwarten. Wie enttäuschend, dass der im Fernsehen übertragene Gottesdienst in Wahrheit nur eine Dauerwerbesendung ist und der Prediger auch noch den Teufel bezichtigt, bei ihm gewesen zu sein um ihn quasi persönlich via Strip-Tänzerin in Versuchung zu führen. Komisch nur, dass er Mr. Smith gar nicht wiedererkennt. Was diesen selbstredend fuchsteufelswild macht und er in seinem Zorn die versammelte Kirchengemeinde verschreckt, in dem er sich spontan selbst entzündet, er von Gott gelöscht wird, sich entzündet, er gelöscht wird...bis Ordnungshüter eintreffen, da das Ganze ja im Fernsehen übertragen wurde.
So geht es munter weiter; sie bereisen beispielsweise England, Russland, Israel, China, Japan. Da Gott unempfänglich für Ironie zu sein scheint, läuft er des öfteren Gefahr, ironische Äußerung bezüglich ihres erkannt werdens als echt anzusehen. Die klerikale Welt ist schlichtweg nicht dafür ausgelegt, dass Gott erscheint. Schon gar nicht in Begleitung des Satans!
Nur an abgelegenden Orten finden die beiden Reisenden fromme Menschen, die ganz selbstverständlich nach den Geboten zu leben scheinen und gerade diese Menschen finden es ganz natürlich, den beiden gegenüberzustehen.
Dieses Buch liest sich wie eine Karikatur der Welt. Sir Peter Alexander Baron von Ustinov behauptete von sich selbst gern: „Ich bin ethnisch sehr schmutzig und sehr stolz darauf.“ Als Weltbürger mit russischen, französischen, deutschen, schweizerischen, italienischen und sogar äthiopischen Wurzeln beobachtete er sein Umfeld genau und hielt der Gesellschaft in seinen Büchern einen Spiegel vor. In diesem Falle zum Großteil der religiösen Welt. Er zeigt mit dem ihm eigenen Humor hervorragend die Volksschwächen auf.

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