Montag, 19. März 2012

Ayn Rand - Anthem

Ein wenig musste ich mich durch die kurze Novelle durchbeißen. Aber es lohnte sich. Rand: 1905 in Russland geboren, verarmt nach der kompletten Enteignung der Familie (im Zuge der Oktoberrevolution), emigrierte 1926 in die USA.
In Anthem wird der Protagonist Equality 7-2521 im kollektiven Bewusstsein erzogen. Das Wort Ich existiert nicht, im Zentrum aller Handlungen steht immer das Wir - das Wohl der Gemeinschaft. Aber Equality 7-2521 kann sein Bedürfnis nach Individualität nicht unterdrücken.
Mehr muss zum Hintergrund der Autorin und der Handlung gar nicht gesagt werden. Verständlich, dass es hier zu einem kleinen philosophischen Diskurs kommt. Die Stärke des Buches liegt auch nicht in der Handlung, sondern genau in diesem Konflikt zwischen kollektiver Gesellschaft und der Notwendigkeit einer eigenen Identität.
"At first, man was enslaved by the gods. But he broke their chains. Then he was enslaved by the kings. But he broke their chains. He was enslaved by his birth, by his kin, by his race. But he broke their chains. He declared to all his brothers that a man has rights which neither god nor king nor other men can take away from him, no matter what their number, for his is the right of man, and there is no right on earth above this right." (S.52)
Beide Extreme sind aus Rands kollektivismuskritischer Sicht behandelt (und sollten - versteht sich von selbst - entsprechend mit kritischer Distanz genossen werden). Aus meiner Sicht macht es dieses Buch noch um so genußvoller, weil es mir einfach fiel den Betrachtungswinkel zwischen beiden vorgestellten Extremen zu wechseln und zu hinterfragen. Ähnlich wie in Orwells 1984 (oder Animal Farm) lässt mich die hier "simpel" vorgestellte Philosophie mich nicht mehr los, regt mich zum Denken an und begegnet mir in aktuellen Fragestellungen.
Ich würde das Buch nun guten Gewissens thematisch neben Orwell quetschen (das wäre nicht einmal metaphorisch, sondern wortwörtlich gemeint - der Bücherschrank ist gewohnt überfüllt). Allerdings habe ich das Buch dem Guttenberg-Project entnommen (alternativ auch als html) und quetschen entfällt (abtippen der Zitate glücklicherweise auch).

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