Dienstag, 7. Mai 2013

George R.R. Martin: Das Lied von Eis und Feuer (Teil 7 & 8)


Nach langer Pause geht es nun, kurz vor der Deutschlandpremiere der dritten Staffel der Serie, mit den Teilen 7 und 8 „Zeit der Krähen“ und „Die Dunkle Königin“ oder wie ich sie nennen würde: die langatmig aufgeblasenen Reste der Handlung, die nicht mehr in die Teile 9 und 10 passten, weiter. 

George R.R. Martin hat uns hier mit viel Liebe alles Nebensächliche, typisch ausschweifend aufbereitet und es mit einigem Spannendem gespickt, ohne irgendetwas davon zu Ende oder so doch wenigstens irgendwohin zu führen. 

Ein Übergangsroman im deutschsprachigen Duo.

Zur Reihe:

Beim „Das Lied von Eis und Feuer" handelt es sich um eine auf sieben Bände angelegte Reihe, von der bisher fünf englischsprachige Bände erschienen sind. Die deutsche Übersetzung teilt jeden Originalband in zwei deutsche Bücher auf:

4. "A Feast for Crows" („Zeit der Krähen" & „Die dunkle Königin")
5. "A Dance with Dragons" („Der Sohn des Greifen“ & „Ein Tanz mit Drachen“) 

Jede meiner oben verlinkten Rezensionen behandelt zwei deutsche Bücher, also bestenfalls einen großen Handlungsabschnitt.
Die amerikanische Fernsehserie Game of Thrones von HBO, behandelt bisher pro Staffel, also in 10 ca. einstündigen Folgen, zwei deutsche Bücher. Die dritte Staffel läuft gerade in den USA und ab 19.Mai in Deutschland auf Sky. Eine vierte Staffel wurde in Auftrag gegeben. Aufgrund der verbreiterten Handlung umfasst ab der dritten Staffel eine Staffel nur noch ein deutsches Buch. Die Unterschiede zwischen den Büchern und  der Serie waren anfangs gering, steigern sich aber von Staffel zu Staffel.

Zu A Feast of Crows:
Da wären wir also wieder, wo wir aufgehört haben. Fast ein Jahr Blogpause und immer noch Georgi Boy, mit seiner ausschweifenden Saga. Nun ja, da man lange Pausen am besten schwungvoll beendet, eignet sich ein schöner Verriss zum Auftakt wohl am besten und diese beiden Romane geben, zumindest aus meiner Sicht, dazu viel Anlass. 
Da ich davon ausgehe das alle, die sich für diesen Teil interessieren, die Teile davor gelesen haben, setzte ich einfach ein wenig Vorkenntnis voraus und spoilere außerdem fröhlich. Sich „Überfahren“ Fühlenden seien die ersten Rezensionen hiermit wärmstens ans Herz gelegt, denn dort finden sich die Gründe diese Reihe zu lesen. Hier wohl eher nicht. Also dann mal los und in Zahlen: Die Personen in Reihenfolge ihres Auftritts.

Gesamt 5 Kapitel: Ereignisse auf den Eiseninseln aus Sicht wechselnder Personen.
Die wechselnden Perspektiven sind zum Teil verwirrend und verhindern eine erfolgreiche Identifikation mit einzelnen Personen, außerdem wird nicht viel Neues erzählt. Diese "Wikinger" sind aber trotzallem immer für spannende Momente gut. Der eigentliche Zweck der Geschichte scheint aber nur zu sein weitere handelnde Personen zum eigentlichen Schauplatz an Daenerys Hof zu bringen. Kurz davor endet das Ganze dann auch, daher doch nur mäßig.

Gesamt 4 Kapitel: Ereignisse in Dorne aus Sicht wechselnder Personen.
 Ähm, das war schon im letzten Teil nur leidlich interessant und hat nicht viel dazugewonnen. Die wechselnden Sichtweisen tragen auch nicht dazu bei mehr Gefühl für einzelne Personen zu entwickeln. Die Botschaft? Dorne ist auch noch da und wird sich irgendwie am Krieg beteiligen. Weiterhin ist keine Identifikationsfigur aus Dorne in Sicht. Ich hätte gern auf den gesamten Teil verzichtet.

Gesamt 11 Kapitel: Cersei Lennister regiert oder eben eher nicht und dreht dabei langsam aber sicher durch.
Das klingt ein wenig zu kurz für 11 Kapitel? Oh ja, genau das ist das Problem dieser beiden Romane. Martin gelingt es einfach nicht kurz und prägnant Menschen zu charakterisieren, ihre Verhaltensänderungen zu erklären und vor allem unwichtiges von wichtiogem zu trennen. So wird das alles immer länger und länger und das ist besonders ärgerlich, weil alles vorhersehbar und für die Gesamthandlung recht belanglos ist. Fast selbstverständlich im Verständnis dieser beiden Bücher ist das offene Ende, dass wiedermal auf die nächsten Teile 9 und 10 verweist. Eine massive Kürzung hätte hier gut getan.

Gesamt 7 Kapitel: Brienne von Tarth, unsere Kriegerjungfrau, die schon im letzten Roman nicht gerade spannend war, reist durchs Land und sucht Jaime.
Das ist genauso sinnlos, wie es sich anhört. Das es  trotzdem aufregende Momente dabei gibt will ich nicht unterschlagen, es ist aber auch so viel zu wenig um die 7 Kapitel zu rechtfertigen. Der ganze Abschnitt wäre besser in der Schublade geblieben.

Gesamt 5 Kapitel: Samwell Tarly reist nach Altsass.
Fünf Kapitel verschwendete Lebenszeit, ein uninteressanter Mann ohne Eigenschaften bekommt eine künstlich aufgeblassene Handlung um Bücherseiten zu füllen. Der vielleicht ärgerlichste Teil aller bisherigen Romane. Martin hat es nie vermocht Samwell zu einer der großen Figuren dieser Romane zu machen, gute und liebe Protagonisten liegen ihm irgendwie nicht so, aber mit dieser müden Kreuzfahrt unterbietet er alles noch einmal. Einfach durchblättern!

Gesamt 3 Kapitel: Arya Stark erhält ihre Ausbildung als Dienerin des vielgesichtigen Gottes.
Der Teil ist ungewöhnlich, gruselig und bewegend, aber nur kurz, denn sobald es richtig losgeht, wird auf die nächsten Bücher verwiesen. Leider ist das alles nur ein Vorspiel.

Gesamt 7 Kapitel: Jaime Lennister reist durchs Land, um am Ende einen Cliffhanger erzeugen zu können.
Die Geschichte wäre auch in einem Kapitel erzählt gewesen aber wenigstens ist Jaime seit dem letzten Buch ein Sympathieträger, so liest sich das angenehm weg. Aber es ist eben wieder nur ein  Vorspiel nur hier ein längeres.  

Gesamt 3 Kapitel: Sansa Stark, muss mit Kleinfinger klarkommen, den ekeligen Robert ertragen und die Tante loswerden.
Das fetzt und macht Sansa langsam aber sicher zu einer wirklich coolen Figur, wer hätte das gedacht. Die Überraschung des Romans, wenn Martin nur nicht immer so lange für jeden Furtz Handlung brauchen würde.
   
Der aufmerksame Leser hat erkannt was da fehlt. Was ist mit Tyrion, Daenerys, den Drachen, John, Brandon und dem gesamten Geschehen im Norden um Stannis und Davos? Na ja das erklärt Martin am Ende des Buches so:

„Ich habe viel über sie geschrieben . Viele, viele, viele Seiten. […] Und ich schrieb und schrieb, und dann dämmerte mir, dass das Buch viel zu dick geworden war… [...]. Je länger ich jedoch darüber nachdachte, desto stärker spürte ich, dass meinen Lesern besser gedient wäre, wenn sie zuerst die ganze Geschichte über die Hälfte der Figuren bekämen, und nicht die halbe Geschichte aller Figuren.“

Das ist allerdings auch nur die halbe Wahrheit zur halben Geschichte, ich zumindest habe nur ¾ der Geschichte über die Hälfte der Figuren gefunden. Man kann da sicher anderer Meinung sein aber ich kaufe Bücher nicht, weil jemand „viele, viele, viele Seiten“ geschrieben hat, sondern weil er sie spannend, bewegend, lustig, oder einfach nur schön geschrieben hat. Ich will eine geplante und durchdachte Geschichte und nicht ein dum düdel dei mal sehen wo ich bleib. Wenn man sich vergaloppiert hat wie wäre es dann mal mit einer Kürzung?


Das alles erinnert mich an den Witz:
F: Wie endet „Das Lied von Eis und Feuer“?
A: Mit dem Tod von George R.R. Martin!  

Muss ich jetzt von allen Figuren alle Erlebnisse bis in alle Ewigkeit weiterlesen oder kommt da noch ein Ende? Im nächsten Teil kommen weitere Erzähler hinzu, wie viele sind es dann, etwa zwanzig, fünfundzwanzig? Ich werde die nächsten beiden Teile trotzdem noch lesen, danach ist eh Pause, da George R.R. Martin weitere Romane noch nicht fertig hat aber für alle anderen Leser habe ich einen provokanten und radikalen Vorschlag:

Lasst diese beiden Romane einfach weg. Nein, wirklich ganz im Ernst, ich glaube das wird funktionieren. Martin erzählt so gemütlich, dass ein paar kleine Lücken nicht auffallen werden und warum Cersei ist, wo sie am Ende des achten Teils eben ist, erfahrt ihr sicher auch aus der Wikipedia. Teil 9 und 10 sind wieder besser, diese beiden Teile hier sind leider nur zum Lesen um des Lesens Willen…

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