Sonntag, 19. Mai 2013

George R.R. Martin: Das Lied von Eis und Feuer (Teil 9 & 10)


So jetzt also die wohl für längere Zeit letzte Rezension zu George R.R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ mit den Teilen 9 und 10 „Der Sohn des Greifen“ und „Ein Tanz mit Drachen“ oder wie ich sie nennen würde: Ein Lied über jeden, der in der Saga je vorkam oder die lange Anreise des Tyrion Lennister. 

George R.R. Martin lässt die Truppen sammeln, die Drachen kommen in die Pubertät, der Norden bekämpft sich selbst und Königsmund versinkt im Chaos. Eine ganze Welt ist im Krieg und alle  Protagonisten suchen nach Erlösung, laufen letztendlich aber nur im Kreis. Die einen werden verbrannt die anderen erfrieren. Was bedeutet hier eigentlich gewinnen?



Zur Reihe:
Beim „Das Lied von Eis und Feuer" handelt es sich um eine auf sieben Bände angelegte Reihe, von der bisher fünf englischsprachige Bände erschienen sind. Die deutsche Übersetzung teilt jeden englischen Originalband in zwei deutsche Bücher auf:

5. "A Dance with Dragons" („Der Sohn des Greifen“ & „Ein Tanz mit Drachen“) 

Jede meiner oben verlinkten Rezensionen behandelt zwei deutsche Bücher, also bestenfalls einen großen Handlungsabschnitt.

Die amerikanische Fernsehserie Game of Thrones von HBO, behandelt bisher pro Staffel, also in 10 ca. einstündigen Folgen, zwei deutsche Bücher. Die dritte Staffel läuft gerade in den USA und ab 19.Mai in Deutschland auf Sky. Eine vierte Staffel wurde in Auftrag gegeben. Aufgrund der verbreiterten Handlung umfasst ab der dritten Staffel eine Staffel nur noch ein deutsches Buch. Die Unterschiede zwischen den Büchern und  der Serie waren anfangs gering, steigern sich aber von Staffel zu Staffel.

Um den etwas kryptischen Gedanken von oben noch abzuschließen: Ich suche immer noch nach dem Metathema in „Das Lied von Eis und Feuer“ und hatte mich in der Clash of Kings Rezension mal etwas umständlich am Thema Religion in der Reihe versucht. Aber irgendwie ergibt das alles noch keinen rechten Sinn. Es wird nicht einmal richtig klar welche Götter es genau gibt und wofür sie stehen. Nur Brans „Baumgötter“ scheinen irgendwie gut zu sein, Aryas „einer Gott“ dagegen ist schon recht zwielichtig und beim Rest kann man sich nur noch zwischen Feuer und Eis entscheiden. Leider geben die beiden Kinder auch in diesen Teilen wieder nur die Nebenrollen, mit sehr geringer Weiterentwicklung, so erfährt man nicht viel Neues. Langsam erklärt die Fernsehserie mehr als die Bücher. Aber ich bin gespannt wie es an dieser Front weitergeht, so jetzt aber geht’s richtig los (Vorsicht Spoiler!):

A Dance with Dragons
Da sind sie also wieder, Tyrion, John und Daenerys, alle drei bekommen reichlich Platz für ihre Erlebnisse müssen ihn aber mit nicht weniger als 13 weiteren Erzählern teilen. Von diesen allen die Erlebnisse aufzuschreiben wäre wohl vermessen, daher versuche ich einfach die Saga in drei Handlungsschwerpunkte einzuteilen. Die da wären:

Krieg im Norden und an der Mauer
Hauptstreiter ist hier John Schnee, der versucht, als oberster Wächter die Wildlinge gegen den Widerstand seiner eigenen Leute, in die Truppe zu integrieren, sich irgendwie mit Stannis, der immer noch bei ihm rumhängt zu arrangieren und sich aus familiären Gründen in die Politik des Nordens einzumischen. Das ist mitreißend zu lesen, denn John ist immer noch sehr sympathisch, als Leser hängt man an ihm und teilt vor allem seine Entscheidungen. Gepfeffert wird das Ganze durch den Krieg im Norden zwischen Stannis und den grausamen Boltons an dem auch Davos und zur Überraschung des Lesers und zum Leidwesen der Handelnden, die Graufreunds Asha und Theon (!) teilnehmen. Das Leidwesen ist wörtlich zu nehmen, denn Theon ist die bewegendste Figur dieser Romane, sein Leid treibt einem die Tränen in die Augen und sein Weg beschert das schönste kleine Happy End der bisherigen Serie. Natürlich ist Martins Grausamkeit Kalkül und nicht immer realistisch aber auf perfide Weise bindet er den Leser damit an seine Geschichte. Ich weiß noch nicht, ob ich ihn dafür hassen oder ihn dafür bewundern soll. Leider löst sich, bis auf dieses kleine Happy End der ganze Konflikt im Norden nur in zwei gewaltige Cliffhanger auf, deren Auflösung offen bleiben wird bis Martin sich erbarmt und weiterschreibt.

Der Westen – die Sklavenbucht
Dort ist natürlich Danerys, die mit der befreiten Sklavenhalterstadt Meeren eine Schlangengrube zu regieren versucht und daran ziemlich umfänglich scheitert. Zu ihr unterwegs sind Quentin Martell der Prinz von Dorne, Victarion mit der Flotte der Eiseninseln und Tyrion Lennister auf seiner Flucht vor Cerseis Rache. Barristan der Kühne ist natürlich auch schon da und so will jeder dort sein eigenes Süppchen kochen, der erste will heiraten, hätte aber vielleicht besser vorher mal gefragt, der nächste will Drachen jagen, der übernächste reist wenig selbstbestimmt dahin will aber irgendwann mal Rache an seiner Familie und letzterer einfach nur irgendeinen König oder Königin beschützen. So richtig gelingt aber so keinem von dem Quartett etwas, so wie alles rund um Meeren am Ende der beiden Bücher noch so aussieht wie am Anfang. Selbst der Cliffhanger den sich Martin für das Ende ausgedacht hat besteht nur daraus noch eine Überraschung aus seiner Black Box zur Stadt zu beordern.

Der Süden – Königsmund
Tja, das war der Teil der Geschichte den Martin in den letzten beiden Romanen abhandeln wollte, aber nicht hat, so fällt ihm nun doch noch einiges zu Jaime, Cersei und einer völlig neuen Fraktion, den Truppen rund um den doch nicht toten Sohn von Rheaghar Targaryen, ein. Da er sich dabei vergleichsweise kurzfasst hat dieser Part deutlich an Qualität gewonnen. Hier nutzt natürlich der lange Aufbau in den letzten Büchern und der neue Player auf dem Schachbett. Speziell das Ende dieser Geschichte rockt richtig und tatsächlich wird dabei mal ein wenig erklärt. Ich bin gespannt wie es da weitergeht.

Insgesamt sind diese beiden Romane eine deutliche Verbesserung zu ihren beiden Vorgängern. Die alten Rezepte: Große Kriege, grausame Gegner, liebenswerte und gequälte Helden sind wieder da. Leider braucht es wie immer 500 Seiten bis es richtig losgeht und hört auf wenn es am besten ist. 

Aber kommen wir zur Kür der Sieger und Verlierer:
Gewinner: Der Epilog aus Königsmund, eine wirkliche Überraschung die Lust auf das zukünftige Chaos im Süden macht und Theon, zum heulen traurig.

Verlierer: Eindeutig Tyrion er war die tragende Figur aller vorangegangenen Romane, vor allem daher weil er handelte. Nun aber fiel Martin anscheinend nichts mehr für ihn  ein, also tat er das was er dann immer tut: Er lässt wandern, der Weg ist das Ziel und der arme Tyrion wird über den halben Erdball getrieben, was uns ausführlich erzählt wird. Fast wähnt man sich dabei bei Joseph von Eichendorf und seinem Taugenichts. Leider dümpelt das alles auch noch lange vor sich hin und der in Selbstmitleid zerfließende Tyrion, weckt die tiefe Sehnsucht nach seiner alten hinterhältigen Schlauheit und als er sie wiederfindet, ist der Roman, tatata: Vorbei!

Tja, immer noch mehr lose Enden, immer noch mehr Cliffhanger. Ich hoffe inständig das Martin irgendeinen Plan für die Zukunft hat, denn seit Roman 7 baut sich in mir die Befürchtung auf das er schreibt ohne zu wissen wohin das alles führen soll. Langsam wird die Geschichte aber zu komplex, liegen zu viele Elemente wartend herum und sind zu viele Enden lose, um es auf diese Weise noch beherrschen und vor allem, damit befriedigend überraschen zu können. Der Epilog zeigt das Martin immer noch großartige Einfälle hat aber er wird sehr viele davon brauchen, um das alles zu verbinden. Der nächste Roman wird wohl bemerkenswert werden, so oder so.

Aber hoffen wir das Beste und sehen uns währenddessen die immer besser werdende Serie an….

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