Mittwoch, 18. April 2012

David Foster Wallace: Am Beispiel des Hummers

Nach seinem Essay "Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich" der bereits Ende der 1990er Jahre erschien, dürfte wohl jeder gewußt haben, dass DFW nicht für Essays über Massenveranstaltungen und -belustigungen geschaffen war.
Warum schickt man aber eben diesen Menschen zum Maine Lobster Festival? In diesem Falle trug ihm die Zeitschrift Gourmet auf über das 56. Main Lobster Festival im Jahre 2003 zu schreiben.
Mit einem derartigen Ergebnis hatte die Damen und Herren vielleicht nicht ganz gerechnet. Oder doch?

Wer sich, wie ich, überhaupt nicht mit dem Thema des Hummeressens – oh pardon des Hummergenusses – auskennt, findet in diesem Essay eine kurze prägnante Zusammenfassung. Von sämtlichen Zubereitungsvariationen über Geschichtliches bis zur eindrucksvollen Schilderung dieses herrlichen Hummerkirmes ist alles vertreten.
Das alles zusammengefasst auf 78 halben Seiten der Arche Paradies Ausgabe. Warum die halben Seiten Erwähnung finden? Nun die untere Hälfte der Seiten sind den Fußnoten vorbehalten. (Optisch ist diese Gliederung auch sehr angenehm… Anm. d. Schriftsetzerin ;o))
Ein wenig gleicht dieser Essay einer wissenschaftlichen Abhandlung. Sehr interessant sind die neurologischen Vorgänge, welche er aufgrund seiner aufkommenden Zweifel bezüglich der Lebendzubereitung darlegt. Herrlich amüsant dagegen sein Querschnitt durch den bunten Menschenhaufen der Besucher, die dem Verhalten nach eher weniger zu einer Speise der gehobenen Cuisine passen wollen. Bei seinen detailierten Auschmückungen der Zustände im Fresszelt fühlt man sich als Leser in Pommesbuden- oder besser noch Oktoberfestatmosphäre versetzt.
Als Geschenk vor einigen Jahren erhalten, hat dieses Büchlein den DFW-Einstieg bereitet. Bis dato kannte ich diesen Autor nicht. Vielen Dank an dieser Stelle an Steffen. Es war wie, so oft, eine vortreffliche Wahl, die mir definitiv NICHT den Schaum vom Glas der Lebensfreude blies.

1 Kommentar:

  1. Bitte gern, meine Agitatorische Ader für DFW ist mittlerweile allgemein bekannt. Ich finde DFW ist ein gutes Bespiel für herausragende Kunst, es ist permanente Überforderung deren Gewinn die besondere Erkenntnis ist, die ohne diese Mühe eben nicht zu erreichen gewesen wäre. Insofern es das Gegenteil des beliebten Spruches „Ist das Kunst oder kann das weg“ der suggeriert Kunst und Müll seinen austauschbar und die Kunst die ganze Mühe nicht wert.
    Ich habe nichts gegen Unterhaltung aber Überforderung der man standhält lässt einen wachsen oder zumindest damit aufhören Hummer zu essen :-)

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