Montag, 7. Mai 2012

George R.R. Martin: Das Lied von Eis und Feuer (Teil 3 & 4)

Der Nachteil beim Lesen einer Fantasy Buchserie ist, das man eigentlich nur hoffen kann keinen Spaß dabei zu haben, denn ansonsten will man wissen wie die Story ausgeht, was zum Problem werden kann, da solche Geschichten so schnell kein Ende finden. So liest man und liest man und hört nur auf, wenn es entweder doch zu Ende geht oder man den Spaß dabei verliert. HBO, dem Sender der die Bücher in Serienform verfilmt, scheint die Lust jedenfalls noch nicht ausgegangen zu sein, denn der hat  die dritte Staffel in Auftrag gegeben. Die zweite Staffel läuft gerade mit großem Erfolg in den USA und taucht sicher bald in Deutschland auf. So besteht weiter die Frage des letzten Artikels: Weiterlesen oder Serie kucken?
 

Zur Reihe:

Bei „Das Lied von Eis und Feuer" handelt es sich um eine Reihe, bestehend aus bisher fünf englischen Bänden. Die deutsche Übersetzung teilt jeden Originalband in zwei deutsche Bücher auf:

2. "A Clash of Kings" („Der Thron der Sieben Königreiche" & „Die Saat des goldenen Löwen")
5. "A Dance with Dragons" („Der Sohn des Greifen“ & „Ein Tanz mit Drachen“) 

Die amerikanische Fernsehserie Game of Thrones von HBO, behandelt bisher pro Staffel, also in 10 ca. einstündigen Folgen, zwei deutsche Bücher. Laut Wikipedia wird die dritte Staffel, aufgrund der verbreiterten Handlung aber nur noch den Inhalt eines deutschen Buches behandeln.

A Clash of Kings:

Wie der englische Originaltitel der beiden Bände bereits prägnant zusammenfast, geht es in den beiden Büchern um den Besitz des eiserenen Throns der sieben Königreiche, um den sich aber gleich vier selbsternannte Könige, mit mal mehr mal weniger in der Tradition verhafteten Anrechten streiten. Dazu kommen zwei übergeordnete Handlungsstränge, einmal den der Drachenprinzessin auf dem Nachbarkontinent, bei dem sich andeutet, das die Prinzessin sich samt ihrer drei Drachen früher oder später in den Kampf um die sieben Königreiche direkt einmischen wird  und die Vorgänge hinter der Mauer aus Eis im hohen Norden, in der durch eine Erkundungsmission der Marsch der Wildlinge und das Erstarken der alten Naturmagie beobachtet werden können. Ganz neu ist der Erzählstrang um das Volk der Eiseninseln, das sich Wikingerartig mit Angriffen von See in die verworrene Situation auf dem Kontinent einmischt

Nichts geändert hat sich dagegen an der Erzählstruktur, bei der weiterhin aus Sicht der Hauptfiguren abwechselnd erzählt wird. Neu sind dabei zwei Figuren. Zuerst Theon Graufreund, der bisher als Mündel am Hof des Nordens gelebt hat. Theao will nun, zusammen mit seiner Familie, der er allerdings ein wenig fremd geworden ist, genau diesen Hof für sich selbst erobern. Und Davos Seewert, ein kleiner Lord in Diensten des ältesten Bruder des verstorbenen Königs namens Lord Stannis. Dieser Lord Stannis ist einer der Spieler um den Thron und wird unterstützt durch eine geheimnisvolle dunkle Priesterin, die eine neue gruselige Komponente in die Romane einbringt. Insgesamt sind es nun also acht Handlungsstränge die parallel erzählt werden. 

Zum ersten Mal wird angedeutet worum es im eigentlichen Endkampf gehen könnte. Grundsätzlich stehen sich drei Religionen gegenüber, die aufgrund des natürlichen Erstarkens der Magie auch realen Einfluss auf die Welt nehmen können. Der gemäßigten und stark institutionalisierten Religion der sieben Götter stehen dabei, R'hllor der Gott des Lichts, Feuers und Schattens und sein Gegenpart der unbenannte Gott des Eises und der Dunkelheit, der eventuell mit den alten Göttern, die zum Beispiel die Starks noch verehren, identisch sein könnte, entgegen. Ausfälligste Vertreterin des Lichtgottes ist die Priesterin Melisande in Diensten von König Stannis. Sie hat als erste Person in diesen Romanen ganz offensichtlich magische Fähigkeiten. Die 7 Götter scheinen dagegen noch etwas machtlos und Anhänger des dunklen Gottes sind noch nicht so direkt auszumachen, auch wenn Arya, Tochter von Ned Stark, offenbar einen von ihnen in diesem Roman kennengelernt hat. Auf welcher Seite die Königin der Drachen steht bleibt undeutlich, sie schient mehrere Aspekte in sich zu vereinigen. Eine Besonderheit bleibt der sogenannte ertrunkene Gott des Eiseninselvolkes, zu wem auch immer der gehören könnte.       
  
Die Art der abwechselnden Ich-Erzählung klingt verwirrend, ist aber eher eine Stärke denn eine Schwäche der Serie. Die Ambivalenz der Figuren die auch im ersten Teil schon auffällig war, verstärkt sich durch diese Erzählweise, so wird böses schnell traurig, lustiges schmeckt bitter, heldenhaftes wird gruselig und wahre Ritter, nun, die gibt es hier einfach nicht:
„Wenn es Götter gibt, haben sie Schafe gemacht, damit Wölfe sie fressen, und  sie haben die Schwachen gemacht, damit die Starken mit ihnen spielen können.“
             „Wahre Ritter beschützen die Schwachen.“
 Er schnaubte. „Wahre Ritter gibt es nicht, genauso wenig wie Götter. Wenn du dich nicht selbst beschützen kannst, stirb und geh jenen aus dem Weg, die es können. Scharfer Stahl und starke Arme regieren diese Welt, und du solltest nichts anderes glauben.“

Das Buch braucht eine Weile um in Schwung zu kommen, am Anfang wird eine Menge Aufbauarbeit geleistet, neue Charaktere eingeführt und neue Schauplätze etabliert. Diese Eingangsphase zieht sich etwas wird aber durch die spannungsgeladene Weiterentwicklung gerechtfertigt. Nachteilig wirkt sich aus, dass auch am Ende des zweiten Buches kaum ein Erzählstrang einem befriedigenden Ende zugeführt wird. In diesem Punkt zeigt sich deutlich das die Geschichte auf 7 Bücher angelegt ist und pro Buch so maximal Zwischenergebnisse präsentiert werden können. Andere Probleme wie das Maß an Gewalt und die Schwierigkeiten alle Handlungen nachvollziehbar über das Innenleben ihrer Protagonisten zu erklären, bleiben unverändert. Neu hinzufügen möchte ich, dass dies auch dem zum Teil geringen Alter einzelner Hauptpersonen geschuldet ist, bei George R.R. Martin müssen die Kinder nach meinem Geschmack etwas zu schnell erwachsen werden. Zur Verteidigung des Schriftstellers muss ich ihm allerdings zugestehen, das er sich an im Mittelalter übliche Adoleszenz Phasen hält, so aber leider auch die Schwierigkeiten vergrößert glaubwürdige Menschen zu zeichnen. Die Macher der Fernsehserie haben sich den Ärger gespart indem sie die jungen Charaktere einfach alle ein paar Jahre älter gemacht haben, die Story verliert dort trotzdem nichts, das man vermissen müsste.

Wenn man sich die lange Liste der Probleme ansieht fragt man sich vielleicht warum ich die Romane überhaupt weiter lese. Nun das ist eigentlich ganz einfach: Bei allen Schwächen ist das einfach ein toller Stoff, ein großes extrem spannendes Abenteuer, das immer neue Facetten offenbart und neue Handlungsschwünge vollführt, die immer überraschend kommen ohne dabei unglaubwürdig zu werden. Die Schwächen fallen während des Lesens dabei erstaunlich wenig ins Gewicht, selten hat ein Schriftsteller es geschafft durch pure Handlung und komplizierte Gemengelagen so viel Gefühl für seine Figuren im Leser zu wecken. Das vorgegebene Alter vergisst man eh nach ein paar Seiten und jede noch so schreckliche Gewalt wirkt in dieser Welt gerechtfertigt. Ist es Sensationsgeilheit die einen treibt? Ich weiß es nicht, jedenfalls fühlt man sich keine Minute schlecht unterhalten. Wenn man einmal angefangen hat kann man schwer wieder aufhören, will wissen wie es weitergeht, will erfahren ob die auserkorenen Hass- oder Lieblingscharaktere siegen oder untergehen. 

Also kurz und schmerzlos mein Rat: Vor der Veröffentlichung der zweiten Staffel sollte man noch schnell die Romane 3&4 lesen aber Vorsicht: Ich wage zu behaupten das dann niemand bis nach Staffel drei wartet um auch noch die Bücher 5&6 zu lesen, ich jedenfalls werde es nicht tun. Die Spannung steigt...

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