Ich habe vor kurzem gelesen, dass ein ironischer Kommentar in einem Blog zu 33% vom nächsten Kommentator mit einer Beleidigung beantwortet wird. Das heißt wohl, dass man mit ironischer Überzeichnung in einem Blog vorsichtig sein soll aber irgendwie wäre das doch auch langweilig.
Jeden Monat kommentiert Denis Scheck die aktuelle Bestsellerliste Belletristik in aller Kürze, voller Überzeichnung, voller Sprachkraft kurzum: Einfach genial. Zwangsläufig fällt dabei auch einmal ein Buch in die Tonne, das man selbst im Schrank hat aber sofern man das nicht persönlich nimmt und sich schon immer einmal gefragt hat, wie gut Schriftsteller im Beschriften von Notausgängen sind, dann sollte man sich das auf keinen Fall entgehen lassen.
Ganz ernsthaft: Die Sendung „Druckfrisch“ von und mit Denis Scheck sei hier nicht nur zu empfehlen, weil sie aktuell die einzige regelmäßig gesendete und vor allen Dingen ambitionierte Sendung über Literatur im deutschen Fernsehen ist, sondern gerade weil sie auch den normalen Leser anspricht. Wenn man einmal ehrlich ist, dann haben zwar mehr Menschen Marcel Reich-Ranicki und Co. gesehen aber die dort vorgestellten meist recht verkopften Bücher tatsächlich gelesen, haben nur wenige. Denis Scheck hat keine Berührungsängste mit Belletristik, gleitet aber auch nicht in Lobhudelei der Bestseller ab, wie das bei Elke Heidenreich gelegentlich der Fall war.
Die Sendung läuft einmal im Monat Sonntagabend zu unterschiedlicher Sendezeit, normalerweise ist Beginn zwischen 23:30 und 0:30. Nun kann man sich fragen warum die einzige Literatursendung von ARD und ZDF gerade um solch angenehme Zeiten läuft, aber Donnerstagnacht zwischen 02:00 und 03:00Uhr war wohl schon für preisgekrönte amerikanische Serien reserviert. Aber das ist wohl eher ein Thema für http://fernsehkritik.tv/ und das Ganze ist komplett, in Teilen und in Textform online verfügbar, daher ist es eigentlich auch egal, wann es läuft.
So anbei passend zu meinem aktuellen Buch noch ein interessantes Interview aus derselben Sendung (Ist das nicht ein Ausblick aus dieser Wohnung? Schriftsteller zu sein scheint sich doch manchmal zu lohnen.)
Viel Spaß
Steffen
PS: Die ARD nimmt alle Sendungen 3 Monate nach Erscheinen vom Server.
Endlich mal ein Autor, der sich offen darüber wundert, dass Denis Scheck immer astrein im Kostüm mit Krawatte vor der Druckfrisch-Kamera steht.
AntwortenLöschenDer Isländer hätte sich ruhig auch mal wundern können, als Scheck in voller Montur zu ihm in den Außenpool geklettert ist :D
Ist aber schon eigenartig, in Manhattan, in einer Künstlerwohnung sollte man doch in Hut und Jackett weniger auffallen als zum Beispiel beim Winterspaziergang durch Schweden. Vielleicht erwartet man in Europa einfach eher den etwas exzentrischen Kritiker und ist so weniger überrascht.
AntwortenLöschenNaaa, ob das so stimmt. Grad bei den Skandinaviern fällt im Grunde jeder auf, der offensichtlich seine Kleider nach dem ästhetischen Zusammenspiel ausgewählt hat und nicht nach ihrer Zweckmäßigkeit.
AntwortenLöschenIn Manhatten ist Exzentrik wohl alltäglicher aber ich fürchte, die Exzentriker dort blicken mit ihrem Stil in eine andere Richtung. Sie wollen aussehen wie die Menschen in der Zukunft, dem Trend voraus sein, aber nicht Jahrzente hinterher hinken.
Meinst Du nicht?