Freitag, 11. November 2011

Sergej Snegow: Menschen wie Götter

Bei dem Werk "Menschen wie Götter" handelt es sich um eine Trilogie, wobei die ersten beiden Bücher eine zusammenhängende Handlung erzählen und das dritte Buch zwanzig Jahre später spielt.


Mit "Menschen wie Götter" verbindet mich außerdem eine besondere Sympathie, weil es das erste ScienceFiction-Buch ist, das ich gelesen habe :-)

Erstes Buch - Die Fahrt des Sternenpflugs
Zweites Buch - Die Invasion im Perseus
Die Menschen der Zukunft haben sich zu routinierten Weltenbummlern entwickelt. Sie sind bereits in entfernte Sternensysteme und Nebel eingedrungen und fanden allerlei intelligente Zivilisationen vor. Gütig und verantwortungsbewusst setzen sich die Menschen die Devise, allen Lebewesen des Alls ein Freund sein zu wollen. In ihrer schöpferischen Kraft haben sie einen künstlichen Planeten erschaffen, auf dem Konferenzen zwischen allen Zivilisationen abgehalten werden können. Von jeder Sorte sind einige Exemplare zugegen, man kann sie in ihren Hotels (die natürlich an die individuellen Lebensbedingungen angepasst sind) besuchen und mit ihnen sprechen.
Eine geflügelte, engelähnliche Spezies aus dem Sternenhaufen Hyaden sind sehr lebhafte Träumer. Sie träumen von bisher unbekannten, mächtigen Lebewesen, die einst in den Hyaden gelandet sind. Die freundlichen Besucher halfen den Engeln beim Errichten von Häusern, Kanälen und Anlagen. Äußerlich haben sie durchaus Ähnlichkeit mit dem Menschen. Man gibt ihnen den Namen Galakten. Plötzlich werden die freundlichen Besucher grausam dahin gemetzelt von einer anderen, ebenso mächtigen Zivilisation: Die Verderber. Neben den Engeln scheinen die geheimnisvollen Galakten noch andere Völker besucht zu haben. Bei jedem ihrer Besuche suchte sie jedoch dasselbe schlimme Schicksal heim.
Der Hauptcharakter Eli ist Teilnehmer einer Forschungsexpedition, die sich auf die Suche nach den Galakten und ihren Verfolgern, den Verderbern, machen soll. Sehr bald findet sich ein bewohnter Planet in den Plejaden, auf dem sich grashüpferartige Bewohner entwickelt haben. Die Grashüpferzivilisation wurde ausgelöscht, nur noch zerquetschte Leichen sind von ihnen übrig. Anscheinend benutzten die Angreifer die Gravitation als Waffe - eine Technologie, die die Menschen noch nicht beherrschen. Die Denkmäler der Grashüpfer zeigen einmal mehr, dass auch sie freundlichen Besuch hatten von Galakten. Eine andere Statue stellt allerdings ein weiteres Lebewesen dar: Einen klobigen, schildkrötenhaften Leib mit drohendem, augenähnlichen Kopf. Während die Kosmonauten das Mahnmal betrachten, pirscht sich ein lebendiges Exemplar dieser Wesen an sie heran und ein Kampf Gravitation gegen Energieschilde entbrennt.

Drittes Buch - Der Ring der Gegenzeit
Zwanzig Jahre nachdem die Menschen sich auf die Suche begaben nach den Galakten und ihren Häschern, nimmt Eli an einer neuen Expedition teil. Ein Forschungsschiff, dass jüngst mit Kurs zum Galaxiskern aufgebrochen ist, kam von dort nicht mehr zurück. Irgendetwas oder irgendjemand hat sie attackiert.
Als Elis Forschungsgeschwader sich dem Kern nähert, füllt sich der Raum mit Tausenden Sternen und Planeten, die für lebende Zivilisationen wie geschaffen sind. Als die Menschen fasziniert einem kollabierenden Stern zuschauen, kommt aus diesem plötzlich ein Raumschiff geflogen. Es schimmert halbdurchsichtig wie ein Gespenst. In der Pilotenkapsel sitzt eine sechsköpfige Besatzung. Bis auf einen sind alle tot. Der Überlebende führt die Menschen in sein Planetensystem der drei staubigen Sonnen, auf dem Elend, Dunkelheit und Wahnsinn herrschen. Von Grausamen Göttern ist dort immer wieder die Rede. Die Bewohner sind von Aberglaube zerfressen und wissen sich nicht anders zu helfen, als sich kollektiv in den Selbstmord zu treiben. Die Menschen wollen helfen, sie wollen die Staub aus dem Planetensystem vertilgen, der den wahnsinnigen Bewohnern den Himmel verdunkelt. Gerade als eines der Forschungsschiffe anfangen will, die Materie in leeren Raum zu verwandeln, bricht aus der Dunkelheit des Alls ein mächtiger Energiestrahl und vaporisiert das Raumschiff in einem Sekundenbruchteil.


"Menschen wie Götter" erzählt klassische Abenteuergeschichten, die an Tragweite von Buch zu Buch zunehmen. Im ersten Buch lernt der Leser die Welt der Menschen kennen (die bei sowjetischen Science Fictions typischerweise in einem sozialistischen System leben und keinerlei Vielstaatentum mehr kennen), entdeckt die Vielfältigkeit der bereits bekannten Zivilisationen und macht erste Beschnupperungsversuche mit den feindselig gesinnten Verderbern. Die Welt des ersten Buches ist klein, die Zivilisation der Verderber nimmt erst einmal den Platz des Bösen ein, die Galakten spielen die Guten und die Menschen dürfen sich als Retter fühlen.
Im zweiten Buch, als den Verderbern deutlicher auf den Zahn gefühlt wird, lernt man deren Philosophie kennen. Sie handeln keineswegs aus blindwütigem Hass, denn Gefühle kennen sie gar nicht. Sie bestehen zum Teil aus Maschinen. Im Gegenteil dazu verkörpern die Galakten nicht nur das Unschuldige und Gute. Sie haben sich aus der Verantwortung gestohlen, obwohl sie die Macht hatten, die Verderber auszuschalten. Im zweiten Buch geht es sichtbar mehr in die Tiefe. Snegow bringt an dieser Stelle geschickt Denkanstöße und Kritik für das Handeln heutiger Menschengenerationen unter.
Das dritte Buch zeigt die große Welt. Die Zivilisation, mit denen es die Menschen hier zu tun bekommen, haben nichts mehr mit allem gemeinsam, was sie bereits kennen. Wie blind tasten die Menschen herum, geraten in kosmische Bedingungen, die es so nicht auf der Erde gibt und versuchen gleichzeitig herauszufinden, was die "Götter" eigentlich von ihnen wollen. Diese Geschichte liest sich wie ein Feuerwerk der Möglichkeiten, ein Gedankenexperiment, was passieren würde, wenn nichts mehr so bleiben würde wie wir es auf Erden kennen.

Snegows Sprache wirkt schlicht und zweckmäßig - passt damit zu den vielen Computern und Automaten, mit denen man es im Buch zu tun bekommt. Typisch für die Science Fiction dieser Art, erklärt er gern Ingenieursgrundlagen von Technologien oder Verfahrensweisen. Auch wenn er dabei nicht ganz so tief in den Fachwortfundus greift wie ein Lem das tun würde, klingen seine Erklärungen doch einleuchtend (auch wenn sich dem eingeweihten Fachmann beim Lesen die Haare zu Berge stellen, denn auf den zweiten Blick reimt sich Snegow eine tollkühnen Sammlung von Unsinnigkeiten zusammen).
Sieht man über diese (für heutige Verhältnisse) wissenschaftlichen Abwegigkeiten hinweg, hat man ein wundervolles Abenteuer voller Ideenreichtum, Spannung und einer gewissen Portion Motivation zum Nachdenken über die eigene Philosophie.

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