Hierbei
handelt es sich um eine Sammlung von 66 Gedichten und Kurzgeschichten,
die zwischen 1928 und 1957 entstanden sind. Thematisch widmet sich
Kästner dabei unterschiedlichen Schwerpunkten, die er allesamt ohne
Gnade entblößt.
Der Krieg spielt immer
wiederkehrend eine große Rolle in seinen Werken. Zum Einen prangert er
unsinnige Zerstörung an, zum Anderen wirft er den Anhängern des
skrupellosen Regimes Stumpfsinnigkeit vor (man merkt deutlich, dass er
die Zeiten des Nazi-Regimes miterlebt hat). Menschliche Makel wie
Dummheit und Destinteresse erhalten erstaunlich
viele Gastauftritte. Kästner greift die "Dummen" jedoch nicht mit Hass
an, sondern beteuert ihnen ihr Mitgefühl und ermutigt gleichzeitig die
Klugen zur Tapferkeit. Ein typisches Kästner-Motiv ist die Kindheit. Das
Besingen der kindlichen Unschuld geht bei Kästners Werken fast nahtlos
über in ein warnendes Mahnen. Er beschwört die Heranwachsenden
eindringlich dazu, sich nicht manipulieren zu lassen, Vernunft
anzunehmen bevor es zu spät ist. Seine Gedichte und Geschichten sind
zuweil nachdenklich, manchmal erschreckend aber sie treffen die Wahrheit im Kern.
Der Zweck und die MittelOder Religion als Politik und Politik als Religion
Der Zweck, sagt ihr, heiligt die Mittel?Das Dogma heiligt den Büttel?Den Galgen? Den Kerkerkittel?O schwarzumflortes Kapitel!Fest steht trotz Schrecken und Schreck:Die Mittel entheiligen den Zweck!
“Primaner
in Uniform” erzählt von Schuljungen, die nach und nach für den Krieg
einbezogen wurden und nun reihenweise dahin gerafft werden. Im
“Märchen von der Vernunft” bringt ein lächelnder Herr vor der Zunft der
Regierenden den Vorschlag, der Bevölkerung Häuser zu bauen, ihnen
Schulen zu errichten, Straßen und jeder Familie ein Auto zu schenken.
Die Kosten dafür seien genauso hoch wie die Kosten für den letzten
Krieg. Daraufhin brechen die Herrschenden in amüsiertes Gelächter aus.
Das “Eisenbahngleichnis” beschreibt das Leben als Eisenbahnfahrt. Immer
wieder hält der Zug an, Neugeborene steigen ein, die Toten steigen aus
und die Passagiere sitzen herum, machen dies und das - und niemand weiß,
wohin der Zug geht.
Kästners
unaggressiver, eher charmanter Stil, mit dem er zugleich die Übeltäter
der verkommenen Gesellschaft punktgenau trifft, um sie der
Lächerlichkeit preiszugeben, macht ihn so glaubwürdig und gleichzeitig
sympathisch. Er wirkt wie ein beobachtender Dritter, der fassungslos die
Zustände beobachtet und nicht weiß, wo er mit seiner Kritik beginnen
soll. Auf die Unmenschlichkeit richtet er seinen Zeigefinger, bleibt
dabei aber selber menschlich - prangert an, ohne die Angeprangerten
auszupeitschen. Manchmal scheint es, als fühle er sich als einziger
Moralist umgeben von einer Welt voller Hass, Ungerechtigkeit und
Blödsinnigkeit.
Erich
Kästners Name bringt man zwar in erster Linie mit seinen Kinderbüchern
in Verbindung, jedoch war er ein ebenso guter Satiriker. Seine eigenen
Ansichten zu diesem Beruf kommen in diesem Buch klar und beeindruckend
bildhaft zur Ansprache.
Die Satire gehört, von ihrem Zweck her beurteilt, nicht zur Literatur, sondern in die Pädagogik! Die satirischen Schriftsteller sind Lehrer. Pauker. Fortbildungsschulmeister. Nur – die Erwachsenen gehören zur Kategorie der Schwererziehbaren. [...] Denn sie sind ja längst aus der Schule und wollen ihre unverdiente Ruhe haben. [...] Die Poesie sei zum Vergolden da. Mit dem schönen Schein gelte es den Feierabend zu tapezieren. Unbequem sei bereits das Leben, die Kunst sei gefälligst bequem!
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